Немецкий перевод К. Ф. Зедерхольма
Источник: Das Lied vom Heereszuge Igors, Sohnes Swätoslaws, Enkels Olegs : Aus dem Slawonischen metrisch übersetzt ; Mit einer Geschichte des Textes, einer historischen Einleitung und kritisch-erklärenden Anmerkungen / Vom Pastor Sederholm. Moskau: Gedruckt bei S. Seliwanowsky, 1825
- 1. Bedünket es nicht euch, ihr Brüder, löblich,
wenn wir in alter Zeiten Wort begönnen
die Trauermähr von Igors Heereszuge,
des Sohnes Swätoslaws? – - 2. Wohlan denn, Lied,
beginne, treu den Thaten dieser Zeiten,
nicht nach Bojans Gedankenflug, des Sehers. - 3. Denn wenn ein Heldenlied er singen wollte,
so schweifte durch die Wälder sein Gedanke,
wie auf der Erde schweift der graue Wolf,
den Wolfen nar der bläulich-graue Aar. - 4. Und da gedachte er der Sagen von
vergangner Zeiten Kämpfen, und entsandte
der Falken zehn auf einen Schwarm von Schwänen.
Wer nun voranflog, den besang er auch
Zuerst, bald Jaroslaw, den alten, weisen,
Bald Mistislaw, den tarfern, – Angesichts
der Schaaren der Kasoger ward Rededja
von ihn erschlagen, – oder auch Roman
den blühenden, den Sohn des Swätoslaw. – - 5. Nicht aber sandte, in der That,
Bojan der Falken zehn auf einen Schwarm
von Schwänen, sondern kunstbegabte Finger
ließ er auf den belebten Saiten rauschen,
und selber tönten sie der Fürsten Ruhm. - 6. So laßt uns denn, ihr Brüder, diese Sage
beginnen von Wladimirs Zeiten an,
des Alten, bis zum Zeitgenossen Igor, - 7. der seinen Geist ungürtete mit Muth,
deß Herz die Kamflust spornte. – Hin zum Kampfe
für Rußlands Boden führet er, beseelt
von Heldenmuth, in das Polowzerland
die tapfern Schaaren. – - 8. Damals blickte Igor
hinauf zur hellen Sonn’ und seine Krieger
sah er von ihr mit Finsterniß bedeckt. - 9. Da sprach zu seinen Schaaren Igor:
- 10. “Brüder,
“Genossen! besser ist’s erschlagen werden,
“denn kriegsgefangen. – - 11. Auf denn, Brüder, auf!
“Laßt uns besteigen unsre schnellen Rosse,
“Begrüßen uns die blaue Fluth des Don!” - 12. Denn die Begier, mit diesem anzubinden,
umstrickete des Fürsten Geist und ließ
des Wunderzeichens Warnung ihn verachten. - 13. “Sammt euch, ihr Russen, will ich, rief er aus,
“auf des Polowzerlandes fernster Grenze
“noch eine Lanze brechen, ja ich will
“mein Haupt dem Tod’ entweder weihen, oder
“mit meinem Helme trinken aus dem Don! - 14. O Nachtigal der alten Zeit, Bojan!
O daß di diesen Zug besungen hättest,
im sinnigen Gehölze schwirrend, wie
die Nachtigal, – dich wolkenhoch erhebend
im Geist, – die beiden Hälften dieser Zeit
mit Ruhm zusammenwebend, – auf dem Wege
Trajans, durch Felder schweifend und auf Höhn. - 15. Dem Igor, jenes Olegs Enkel, hätte
ertönen müssen deines Liedes Preis. - 16. Es war der Sturm nicht, der die Falken jagte
durch die Gefilde Fernen, – Dohlenschwärme
enteilen zu dem großen Don, – - 17. Bojan,
o Seher, Weles Enkel, du nur hättest
es singen sollen! - 18. Horch! Rosse wiehern hinter der Sula,
in Kiew tönt der Ruhm und Hörner schallen
in Nowogorod-Sewersk, Fahnen when
schon in Putiwla. Igor aber harret
des lieben Bruders Wsewolods. - 19. Ihm sagt
der Recke Wsewolod: - 20. “mein einz’ger Bruder,
“mein einzig lichtes Licht bist, Igor, du,
“und beide, Bruder, sind wir Swätoslawen. - 21. “so sattle deine schnellen Rosse denn:
- 22. “Auch meine sind für dich bereit, – im Voraus
“stehn sie bei Kursk gesattelt, dein gewärtig. - 23. “Und meine Kursker, traun, sind wackre Reiter,
“sind eingewindelt beim Trompetenschall,
“sind unter Helmen eingewiegt, die Spitze
“des Speeres bot die Nahrung ihnen dar. - 24. “die Pfade kennen sie, bekannt sind ihnen
“die Schluchten, ihre Bogen sind gespannt,
“geöffnet ihre Köcher, ihre Schwerter
“geschliffen, – - 25. selber rennen sie, dem Wolf,
“dem grauen auf Felde gleich, und wollen
“dem Fürsten Ruhm, und Ehre sich gewinnen. - 26. Und in den goldnen Bügel trat Fürst Igor
und ritt durch ungeheure Steppen hin. - 27. Doch, sieh! Den Weg vertritt durch ihr Verdunkeln
die Sonne ihm, – - 28. vor Grausen stönend weckt
die Nacht die Vögel auf, und ihm entgegen
aus den Verstecken heult das scheue Wild. - 29. Ein Uhu krächzet in des Baumes Wipfel,
Aufhorchen heißt er unbekannte Länder,
am Wolgafluß, am Meer, am Surosh, Korsun,
an der Sula, dich, Tmutorokans Götze! - 30. Jetzt aber eilen hin zum großen Don
auf ungebahnten Wegen die Polowzer:
Geknarr der Wagen hört die Mitternacht,
sie ziehn, zerstreuten Schwänen gleich, daher.
zum Don führt Igor seiner Krieger Schaar. - 31. Schon weiden sich an seiner Noth die Vögel.
Die Wölf’ erwecken in den Klüften Grauen:
zur Atzung laden Adler durch Geschrei
das Wild, – den rothen Schilden heulen Fückse
entgegen. – - 32. O, schon bist du, Rußland, nicht
auf deiner Höhe mehr. - 33. Schon lange dämmert
die Nacht, – - 34. das Licht des Abendroths erlosch.
Es deckten Nebel der Gefilde Fernen, - 35. der Sang der Nachtigal ist eingeschlummert
und das Gekrächz der Dohlen aufgewacht. – - 36. Die Russen schlossen jene weiten Ebnen
mit ihren rothen Schilden ein und wollen
den Fürsten Ruhm, und Ehre sich gewinnen. - 37. Am Freitag in der Frühe traten sie
die Heidenschaaren der Polowzer nieder,
zerstreuten drauf sich durchs Gefild, wie Pfeile.
Und liebliche Polowzermaide fielen
als Beute ihnen zu, mit diesen Gold,
nebst reichem Sammt und Teppichen. – - 38. Doch über
Moräst’ und Sümpfe dienen, anstatt Brücken,
hier der Polowzer mancherlei Geräth,
manch Prachtkleid, Mäntel, Pelze. – - 39. Igor aber,
dem tapfern Swätoslawen, fielen zu:
ein purpurn Banner und ein weisses Fähnlein,
ein silbern Spietz und eine Rothe Fahne. - 40. Im Felde rastet nun die tapfre Brut
des Oleg: weit, weit ist sie weggeflogen! - 41. Geboren war sie nicht, um Unbill zu
ertragen, – nicht von Falken noch von Geiern,
am wenigsten von dir, du schwarzer Rabe,
du heidnischer Polowzer! – - 42. Hin nun eilet,
dem grauen Wolfe ähnlich, Gsak, es ebnet
die Bahn ihm Kontschak hin zum großen Don. - 43. Den anderen Tag sehr frühe wird das Licht
verkündet von der blut’gen Morgenröthe: - 44. dem Meer entsteigen schwarze Wolken, um
vier Sonnen zu bedecken, und hervor
aus ihrem Schooße zucken blaue Blitze. - 45. Gewaltig Donnern, Regen, Pfeilen gleich,
vom großen Don! - 46. Da splitterten die Lanzen,
da sauste an die Helme der Polowzer
der Schwerter Wucht an dem Kajalafluß,
beim großen Don. – - 47. O Rußland, bist nicht mehr
auf deiner Höhe! – - 48. Siehe, wie die Winde,
die Enkel Stribogs, von dem Meere her,
auf Igors tapfre Schaaren wehn wie Pfeile. - 49. Die Erd’ erlebt, die Ströme fließen trübe,
Staub deckt die Felder - 50. und die Fahnen rauschen.
Polowzer rücken von dem Meer heran,
vom Don, - 51. von allen Seiten her. Die Schaaren
des Russenheeres ziehen sich zusammen. - 52. Des Bösen Brut umzingelt mit Gebrüll
des Blachfelds Raum; die tapfern Russen aber
umschanzen sich mit ihren rothen Schilden. – - 53. Da stehst du auf der Hut, Held Wsewolod!
und sprühest auf die Krieger Pfeile, schmetterst
mit deinem guten Schwert die Helme nieder. - 54. Wohin, o Recke, du nur hinflogst, wo
dein goldner Helm hinleuchtete, da liegen
die heidnischen Polowzerhäupter auch,
da werden mit den hartgestählten Klingen - 55. gespalten auch die Helme der Awarer,
von dir, du starker Recke, Wsewolod! - 56. Wie theuer stehen ihm die Wunden, Brüder!
Vergessen hat er Leben, Stand, die Stadt
Tschernigow und der Väter goldnen Thron,
die schöne Tochter Glebs, die theure Gattin,
und Sitten und Gewohnheiten. – - 57. Vorbei
sind nun die Jahre des Trajan, verstrichten
die Zeiten Jaroslaws, die Züge Olegs.
des Swätoslawen Olegs, sind dahin. - 58. Er schmiedete mit seinem Schwerte Zwietracht,
und sä’te Pfeile durch das Land umher. - 59. In seinen goldnem Stegreif tritt er, in
der Stadt Tmutorokan. – - 60. Ein gleich Geräusch
vernahm der alte große Jaroslaw. - 61. Wladimir aber, Sohn des Wsewolod,
verstopfte jeden Morgen in Tschernigow
die Ohren sich. - 62. Boris den Wätscheslawen
hingegen führte in den Tod der Ruhm
und breitet’ über seinen Reiterumwurf,
den grünnen Teppich, ob der Schmach die Oleg,
der jugendliche tapfre Fürst erlitt. - 63. Hier beim Kajalafluß hob Swätopolk
den Körper seines Vaters aus der Mitte
der Ungarischen Reiter auf, um ihn
zur heiligen Sophia zu bestatten
in Kiew. - 64. Damals ward der Fehden Saat
gestreut von Oleg, jenem Sohn des Jammers.
Sie wucherte, verkümmerte das Leben
des Enkel Daschdbogs und dem Menschen ward
verkürzt ihr Leben in der Fürsten Hader. - 65. Es jauchzten damals auf den Fluren Rußlands
gar selten Ackersleut’, wohl aber krächzten
die Raben, sich in ihre Beute theilend,
und Dohlen schwätzten, fliegend hin zum Fraß. - 66. So wars bei jenen Kriegen, jenen Zügen;
nie aber war ein solcher Krieg erhört!
Vom Morgen biz zum Abend, – bis zum Morgen
vom Abend fliegen die geschärften Pfeile;
an Helme donnern Schwerter und die Wucht
des Speeres kracht - 67. in des Polowzerlandes
umheimlichem Gefild. Mit Knochen ward
der schwarze Boden unter Rosses Hufen
besä’t’ mit Blut begossen; es erwuchs
aus ihnen Drangsal für das Land der Russen. - 68. Was sauset mir, was schallet heute mir
- 69. früh vor der Morgenröthe? Igor ist’s!
Er wendet seine Schaaren, denn ihn dauert
Der vielgeliebte Bruder Wsewolod. – - 70. Sie kämpfen Einen Tag, sie kämpfen zwei,
am dritten aber gegen Mittagszeit
da sanken Igors Banner, - 71. und es trennten
am Ufer der hinrauschenden Kajala
die beiden Brüder sich. - 72. Da, da gebrach’s
an blut’gen Wein, - 73. da endigten den Schmaus
die tapfern Russen, tränkten ihre Gäste
und legten selbst sich für ihr Rußland nieder. - 74. – Es senkte sich vor Herzeleid das Gras
und Bäume neigten sich vor Gram zur Erde. - 75. Schon, Brüder, naht heran die graue Stunde,
Schon deckt die Oede jene tapfre Schaar, - 76. Und Schmach die Heeresmacht des Enkels Daschdbogs.
Gleich einer Jungfrau trat im Land Trajans
sie auf, und schwirrend ob dem blauen Meere,
beim Don sich schwingend, wie auf Schwanesflügeln,
rief mörderliche Zeiten sie herbei. - 77. – Die Fürsten hörten auf, die Heiden zu
befehden. “Dies ist mein, und mir gehört
“auch jenes” sprach der Bruder zu dem Bruder.
Die Fürsten fingen an so Großes um
so kleines zu vertauschen, und der Fehden
Verderben ein dem andern zu bereiten. - 78. Als Sieger zogen unterdeß die Heiden
von allen Seiten her in Rußland ein. - 79. O weit hin flog der Falke, das Gevögel
verscheuchend bis zum Meere hin, - 80. doch Igors
muthvolle Schaaren sie erwachen nicht! - 81. Es kreischte Karna hinter ihm und Shla,
weit rings umher im Land der Russen schweifend - 82. und Gluthen schwingend in dem Flammenhorn.
Der Russen Frauen weineten, - 83. “mit keinem:
“Gedanken dürfen, – sprachen sie – wir mehr
“an unsre lieben Eheherren denken,
“wir dürfen ihrer nimmer uns errinern:
“mit unsren Augen werden wir sie nie
“erschauen mehr, und Gold und Silber werden
“wir nie ein Körnlein mehr auf Putz verschwenden”. - 84. – Da, Brüder, stöhnete vor Kummer Kiew,
Vor Unfällen Tschernigow, - 85. Angst ergoß
sich über Rußland, unheilschwanger flossen
Trübsale mitten durch der Russen Land. - 86. Die Fürsten schmiedeten einander Feindschaft,
- 87. die Heiden aber drangen siegreich vor
in’s Land der Russen und erhoben Steuern,
zu einem Eichhorn je von jedem Hof. - 88. Denn jenen Schwindelgeist erweckten Igor
und Wsewolod, die tapfern Swätoslawen,
die Swätoslaw, ihr Vater, Kiews Großfürst,
der furchterregende, beschworen hatte. – - 89. Ein Schrecken seinen Feinden, raffelt er
heran mit seinen starken Schaaren, mit
den hartgestählten Schwertern. Hin zog er,
zerstampfend Berg und Thal, in das Polowzerland.
Trüb werden Flüß’ und Seen, Bäche, Sümpfe
vertrocknen, und Kobäk den Heiden riß
er, bei des Meeres Bucht, aus jenen starken
Polowzerschaaren, wie ein Wirbelwind
heraus, und hingeführet ward Kobäck
nach Kiew in die Burg des Swätoslaw. – - 90. Da singen Deutsche und Venetier
den Ruhm des Swätoslaw, ihn singen Griechen,
und Mähren: tadeln laut den Fürsten Igor,
der in die Tiefe des Polowzerflusses,
in die Kajala, Rußlands Kraft versenkte.
Da ward hinein geschüttet Rußlands Gold. - 91. Da mußte sich aus seinem goldnen Sattel
Auf seines Knappen Sattel Igor setzen. - 92. Der Städte Mauern trauerten, dahin
war aller Frohsinn: - 93. Einen trüben Traum
sah Swätoslaw: - 94. “Ihr habt, sprach er, des Abends,
“in Kiew auf den Höhen diese Nacht
“auf einem Bett von Ebenholz mit schwarzem
“Gewande mich bekleidet. - 95. Blauer Wein
“mit Gram gemischet, wurde mir kredenzt. - 96. “der Heiden Sehersprüche schüttete
“liebkosend man aus leeren Köchern mir
“sammt einer großen Perle in den Schoß. - 97. “Schon find die Bretter alle ohne Halt und ohne
“Verband auf meinem goldgespitzten Thurme. - 98. “Es krächzten gier’ge Raben
- 99. bei Plesensk
“vom Abend an, die ganze Nacht hindurch,
“zerstreuten in dem Thal der Wälle sich,
“im Hohlweg bei Kisan. Und doch kann ich
“sie nicht zurück zum blaue Meere senden.” - 100. Da sprachen zu dem Fürsten die Bojaren:
- 101. “O Fürst! Gefangen hat der Gram den Sinn.
- 102. “Denn sieh’, es flog ein Falkenpaar hinab
“vom väterlichen goldnen Thron, die Burg
“Tmutorokans sich zu erobern, oder
“zu trinken mit den Helmen aus dem Don.
“Den Falken haben Heidenschwerter schon
“gestutzt die Flügel, schon sind sie geschlagen
“in Eisenfesseln selbst.” - 103. Am dritten Tag
ward’s dunkel, die zwei Sonnen wurden finster
und es erloschen die zwo Purpursäulen.
Mit ihnen wurden die zwei jungen Monde
Oleg und Swätoslaw in Nacht gehüllt. - 104. Es deckte Finsterniß das Licht am Fluß
Kajala, - 105. es verbreiteten durch Rußland
sich die Polowzer wie ein Pardelnest. - 106. In das Azowermeer versenkten sie
der Russen letzte Ueberreste gaben
der frechen Muth des Chanes freien Raum.
Nun wandelte sich Ruhm in tiefe Schmach, - 107. auf Freiheit stürmte Knechtschaft ein,
- 108. es senkte
ein Ungeheuer sich herab zur Erde. - 109. Es singen schöne Gothenmaide an
des blauen Meeres Ufer. Sie besingen
die Zeit des Bus: mit Rußlands Golde klingend,
liebkosen sie der Rache Scharokans. – - 110. Wir aber dürften noch nach Freud’, Genossen! –
- 111. da nun enrströmet Swätoslaw dem großen,
gemischt mit Thränen jenes goldne Wort: - 112. “O meine Söhne, Igor, Wsewolod!
so sprach er: früh begannt er zu bedräuen
“mit euren Schwertern das Polowzerland,
“und Ruhm euch zu erwerben, aber, aber
“unrühmlich habt ihr drob gekämpft, vergebens
“vergossen Heidenblut. - 113. Von hartem Stahl
“sind eure tapfre Herzen, traun, geschmiedet,
“in Ungestüm gehartet, – - 114. warum dies
“bereiten meinen silbergrauen Haaren? - 115. “Ach nimmer seh’ ich herrschen meinen Bruder
“den vielgewalt’gen, reichen Jaroslaw,
“den mächtigen im Kriege, mit den Mannen
“Tschernigows, mit Moguten und Tatranen,
“Schelbiren, nit Toptschaken und Rewugen
“und mit Olberen. Ohne Schilde, nur
“mit Dolchen in den Händen, Sieggeschrei
“und ihrer Väter Kriegsruhm auf den Lippen,
“bezwingen sie die Schaaren. - 116. “Wir allein,
“spracht aber ihr, “wir wollen uns ermannen,
““selbst wollen wir den frühern Ruhm erringen,
““in den vergangenen uns theilen selbst.” - 117. “Und wär’ es wohl ein Wunder, Brüder, wenn
“ein Greis sich noch verjüngte, - 118. mausert doch
“der Falke, treibt, so lang’ er lebt, die Vögel
“zurück von seiner Höhe stets, und läßt
“nicht seinem Neste Unbill widerfahren. - 119. “Das nur ist schlimm, sehr schlimm, das unsre Fürsten
“mir nicht zur Seite stehn: - 120. die Zeiten sind
“zu Nichts geworden. – - 121. Vor Polowzer-Schwertern
“stöhnt itzt Romen Wladimir ob denWunden - 122. und Noth und Drangsal drückt den Sohn des Gleb:”
- 123. O solltest du nicht, großer Hgewandten Söhnen. Eurer Helme Gold,
schwamm es in Blute nicht, du tapfrer Recke, - 124. Die Wolga kannst du ja zerstäuben mit
den Rudern, und den Don mit Helmen leeren, - 125. Wenn du noch wärest, würde man erstehn
ein kriegsgefangen Weib um eines Marders,
und deren Sohn um eines Eichhorns Fell. - 126. Du kannst ja mit lebend’gen Wurfgeschossen
am festen Lande schießen, mit des Gleb
gewandten Söhnen. Eurer Helme Gold,
schwamm es in Blute nicht, du tapfrer Recke, - 127. O Rurik und du David!
- 128. Brüllte nicht,
gleich Uren, eurer tapferes Gefolge,
verwundet von der harten Schwerter Schärfe
im unbekannten Land? - 129. Besteigt, Gebieter,
die goldnen Bügel, rächt der Gegenwart
und Rußlands Schmach! – O rächt die Wunden Igors,
des tapfern Swätoslawen! - 130. Jaroslaw
von Galiz! du, der achtfach Sinnbegabte,
hoch sitzest du auf goldgetriebtem Thron.
Du stütztest di Ugorischen Gebirge
mit deinem Schaaren in des Eisens Rüstung.
Dem Könige verranntest du den Weg,
der Donau sperrtest du den Zutritt, wartest
des Wurfgeschosses Lasten wolkenhoch,
die Länder richtend bis zur Donau hin. - 131. Dein Dräuen läuft durch alle Länder, öffnet
die Thore Kiews dir, und dein Geschoß,
vom goldnen Throne deiner Väter, trifft
der fernen Länder Sultane. - 132. O triff,
Gebieter, triff den Kontschak, triff den Gsak,
den Heiden, ob dem Vaterland, ob Igors
des tapfern Swätoslawen Wunden. – - 133. Du
Roman, du Starker, und du Mistislaw,
ein tapfrer Sinn erhebet euren Geist
zur That, - 134. hoch strebet ihr in eurer Kraft
durch Fluten hin zur That. So schwebt der Falke
empor im Sturm, die Vögel zu bekämpfen. – - 135. Euch decken Byzantinerhelme doch
und weiter hin die Harnische von Eisen.
Vor jenen zitterte die Erde, bebte
Wohl manch Gebiet des Chanes. Lithauen,
Jatzwäger, Deremela und Polowzer,
sie alle warfen ihre Speere weg
und beugten ihre Häupte unter diese
gestählten Klingen. – - 136. Dir, o Igor, aber
verlor die Sonn’ ihr Licht, der Baum verlor
sein Laub zur Unzeit. - 137. An der Rsa vertheilte,
an der Sula, man unter sich die Städte.
Doch Igors tapfre Schaaren stehn nicht auf. - 138. Es ruft, o Fürst, der Don sich hin und fordert
zum Sieg die Fürsten auf. - 139. Sie Söhne Olegs,
die tapfern Fürsten, sind zum Waffenwerk
herangereift - 140. und Ingwar, Wsewolod,
die Mistislawen, drei an Zahl, sind alle
Sechsflügler eines nicht gemeinen Restes.
Habt ihr durch Waffenglück denn nicht Gewalt
erbeutet euch? - 141. Wozu denn goldne Helme?
Wozu euch Spietz’ und Schilde der Sarmaten? - 142. Verrammet denn des Landes Thore mit
den scharfen Pfeilen, kämpft für Rußland, für
des tapfern Swätoslawen Igors Wunden. – - 143. Nun strömt Sula nicht mehr in Silberstreiten,
zur Stadt Perjaslaw hin, die Düna fließt,
ein trüber Sumpf, bei dem Geschrei der Heiden,
der sonst so schrecklichen Polowzern zu. - 144. Nur Isjaslaw, der Sohn Wasilko’s schmettert
auf der Lithauer Helme kräftig nieder,
mit seinen scharfen Schwertern, aber er
zerstörte Wseslaws, seines Ahnen Ruhm.
Selbst aber ward er auf das blut’ge Gras,
und unter rothe Schilde hingestreckt
von Litwa’s Schwertern. Hier auf diesem Lager
riß er an sich den Ruhm - 145. und sprach:
- 146. “o Fürst!
“die Vögel haben deine Schaar bedeckt
“mit ihren Flügeln, wilde Thiere haben
“ihr Blut geleckt.” – - 147. Der Bruder Brätschislaw
war ferne, auch der andre Wsewolod.
Verlassen haucht’ er auch dem tapfern Leibe
die Seele aus, die perlenreine, durch
des Halses goldne Kette. – - 148. Es verhallten
die Stimmen und die Freude welkte hin.
Trompeten schmettern von Gorodno her. - 149. Du Jaroslaw, ihr Enkel Wseslaws alle
senkt eure Banner, steckt die Schwerter ein,
die schartigen. - 150. Von eures Ahnen Ruhm
sied ihr gewichen. - 151. Denn mit euren Fehden
habt ihe zuerst die Heiden gegen Rußland
und gegen Wseslaws Leben aufgereitzt. - 152. Ha, welche Drangsal haben wir erlitten
von dem Polowzerland! – Es waren sieben
Geschlechter seit der Zeit Trojans vergangen, - 153. Da loosete Wseslaw um jene ihm
so theuren Maide. - 154. Mit dem Krücken stemmt
er sich ans Roß und sprengt nach Kiew hin,
Und Kiews goldnen Thron erschüttert er
mit seiner Lanze. - 155. Wie ein grimmig Thier
springt er von ihnen weg um Mitternacht,
aus Bjelgorod, in Nebelgrau gehüllt. - 156. Frühmirgens legt’ er Mauerbrecher an
und öffnete die Thore Nowgorods,
vernichtete den Ruhm des Isjaslaw, - 157. eilt wie ein Wolf nach Dudkow von Nemiga.
An der Nemiga breitet man, gleich Garben,
die Köpfe hin, zu Drescherflegeln werden
die Schwerter hier, die stählernen, – es wird
das Leben auf die Tenne hingebracht
und worfelnd sondert man hier Leib von Seele. - 158. die blut’gen Ufer der Nemiga waren,
traun, nicht mit Heil besäet, mit den Knochen
der Söhne Rußlands waren sie besä’t. – - 159. Wseslaw der Herrscher richtete das Volk,
die Städte theilend unter seine Fürsten,
selbst aber eilte er, dem Wolfe gleich,
aus Kiew in der Nacht, und schon war in
Tmutorokan er noch vorm Hahnenruf,
den Weg dem großen Choros abgewinnend. - 160. Ihm läuten früh in Polotzk zu der Mette
die Glocken bei der heiligen Sophia,
er aber hört in Kiew ihren Schall. – - 161. Wenn auch un einem andern Körper wohnte
ein Geist dem seinigen an Weisheit gleich,
so mußte doch er oft viel Drangsal leiden. - 162. Ihm sang Bojan, der Seher, früher schon
und sagte sinnig ihm: - 163. „der Fügung Gottes
„vermag der Kluge selbst, und der Behende,
„und wäre wie ein Vogel er so schnell,
„nicht zu ergehn.“ – - 164. O seufze, Rußland! seufze,
degenkst du deiner frühern Zeiten noch
und deiner ersten Fürsten. - 165. Konnt’ doch nichts
Wladimir, jenen alten, schmieden an
die Berge Kiews. - 166. An den Rurik sind
jetzt seiner Fahnen einige gekommen,
an David andre. Ihnen aber ackert
horntragend Vieh die lockern Fluren - 167. und
Die Donau singet ihrer Speere Preis. - 168. Horch’, es ertöhnt die Stimme Jaroslawna’s,
sie klagt, – ein Guckguck einsam in der Frühe, – - 169. „Ich werde, spricht sie, einem Guckguck gleich,
„hinlfliegen bis zum Don. - 170. Die Biberärmel
„soll mir benetzen der Kajalafluß. - 171. „Dem Fürsten will ich seine blut’gen Wunden
„an dem erstarrten Körper dort verbinden. - 172. Auf ihrem Söller zu Putiwla weinet
frühmorgens Jaroslawna, also klagend: - 173. „O Wind, o lieber Wind, sag’, warum wehest,
„du Starker, so gewaltig, - 174. warum führst
„auf deinen leichten Schwingen die Geschosse
„des Chanes du auf meines Heeren Schaaren? - 175. „War dir’s noch zu geringe, auf den Bergen
„zu wehen in der Wolken Nähe, oder
„das Schiff zu schaukeln auf dem blauen Meer? - 176. „Warum, o Mächtiger, verwehest du
„mir meine Freude längs dem Grase hin?“ - 177. Auf ihrem Söller zu Putiwla weinet
frühmorgens Jaroslawna, also flehend: - 178. „Du hochberühmter Dneper, Berg’ und Steine
„hast du durchbrochen durchs Polowzerland, - 179. „die Schiffe Swätoslaws hast du auf dir
„im Zuge wider den Kobäck geschaukelt. - 180. „O trage sanft, du Starker, meinen Herrn
„zu mir, auf daß ich nicht frühmorgens Thränen
„ihm nachzusenden habe hin zum Meer.“ - 181. Auf ihrem Söller zu Putiwla weinet
frühmorgens Jaroslawna, also klagend: - 182. „O Sonne, helles, dreimal helles Licht!
„Ach allen bist du warm un hold, - 183. warum;
„Gewaltige, die Strahlen deiner Glut
„auf meines Heeren Schaaren niedersenden?
„Auf wasserloser Ebne hast du ihnen,
den Dürstenden, die Bogen abgespannt,
„die Köcher ihnen durch den Gram verschlossen. - 184. Auf schwillt das Meer um Mitternacht: wie Nebel
verbreiten weit die Finsterniße sich.
Dem Fürsten Igor zeiget Gott den Weg
gen Rußland aus dem Lande der Polowzer,
zum goldnen Thron der Väter. – - 185. Es erlosch
das Abendroth: bald schläft, bald wachet Igor.
Er mißt in den Gedanken die Gefilde
vom großen Don zum kleineren Donetz. - 186. „Um Mitternacht mein Roß!“ Da pfeifet Owlur
jenseits des Flusses, heißt den Fürsten horchen.
Da soll nicht Igor sein! - 187. Es braust und dröhnt
die Erd’, es rauscht im Grase, es gerathen
die Zelte der Polowzer in Bewegung. - 188. Fürst Igor aber springt, dem Wiesel gleich,
ins Schilf, dem Tauchervogel gleich ins Wasser. - 189. Jetzt schwingt er sich aufs schnelle Roß, und jetzt
herab, den Wolfe gleich, dem hungernden. - 190. Er eilt zur Aue des Donetz, und wie
ein Falk’ im Nebel flieget er dahin,
zum Imbiß, Mittagsmal und Abendkost
sich Schwän’ und Gänse tödtend. – - 191. Während Igor
hinzog, dem Falken gleich, lief Owlur, wie
ein Wolf, vom nächtlich kaltem Thaue triefend.
denn beiden waren ihre schnellen Rosse,
von ihnen überjaget, hingestürtzt. - 192. Da sprach Donetz:
- 193. „Fürst Igor! nicht gering
„ist nun dein Ruhm, ist Kontschak’s Aerger und
„die Freude Rußlands! – - 194. Igor sprach:
- 195. „auch du
„hast, o Donetz! nicht wenig Ruhm. Den Fürsten
„hast du gewiegt auf deinen Wellen, ihm
„auf deiner Silberufer Grün gebettet.
„Mit lauen Nebeln hast du ihn umhüllt
„in Schatten grüner Bäume, ihn bewachend, - 196. „dem Taucher gleich auf dem Gewässer, gleich
„den Möwen ob den Strömungen, und gleich
„der Dunkelente in der Lüfte Wehn. - 197. „Ein solcher Fluß ist nicht, sprach er, die Stugna.
„Gefährlich ist ihr Strömen, fremder Bäche
„verschlingt sie viele, und der Kähne Menge
„zerschmettert tückisch sie an dem Gesträuch.
„Dem jügendlichen Fürsten Rostislaw
„versagt’ der Dneper einst sein Schattenufer. - 198. „die Mutter Rostislaws beweint den Sohn,
„den jügendlichen Fürsten Rostislaw.
„Die Blumen welken da vor Schmerz, es neigen - 199. „die Bäume sich vor Kummer hin zur Erde
„und es verstummt der Elstern rauh Geschwätz.“ - 200. In Igors Spuren jagen Gsak und Kontschak!
- 201. Auch damals krächzte nicht der Raben Schaar,
die Dohlen werden stumm, nur schweigend hüpfen
die Elstern auf den Aesten hin und her. - 202. Nur Spechte zeigen, durch ihr Picken, hin
zum Fluß den Weg und frohe Nachtigallen
verkündigen das Licht durch ihre Lieder. - 203. Sa spricht zu Kontschak Gsak:
- 204. „wenn in das Nest
„der Falke fliegt, so wollen wir sein Junges
„erlegen, traun, mit unsern goldnen Pfeilen. - 205. Und Kontschak sprach zu Gsak:
- 206. „Wenn in das Nest
der Falke fliegt, so wollen wir sein Junges
durch eine schöne Maid uns fesseln hier.“ - 207. Da sprach zu Kontschak Gsak:
- 208. „Wenn durch die Maid,
„die schöne, wir den jungen Falken fesseln,
„so bleibt uns weder er, der junge Falke,
„noch auch die schöne Maid, uns aber wird
„die Brut in der Polowzerheimath hacken.“ - 209. Bojan sang auch die Züge Swätoslaws,
es sang der Liederdichter alter Zeiten
die Züge Jaroslaws und Olegs wider
die Chane. – - 210. „Sonder Schultern ist dir, Haupt,
„wohl schlimm: schlimm, sonder Haupt, dir, Körper!
„Schlimm ist dem Land der Russen ohne Igor. - 211. „Am Himmel strahlt die Sonn’, in Rußland Igor!“
- 212. Die Mädchen singen an der Donau Strand,
und ihre Stimmen wehen über’s Meer
nach Kiew. - 213. Igor reitet längs Boritschew
zur heil’gen Mutter Gottes von Pirogostsch. - 214. Die Länder jauchzen und die Städte juben.
- 215. Ein Lied ertöhnt zuerst den alten, dann
Den jungen Fürsten. - 216. Singet Igors Ruhm,
des Swätoslawen, den des Wsewolod,
des tapfern, und Wladimirs, Igors Sohnes! - 217. Den Fürsten Heil und ihren Schaaren, die
Mit Heidenhorden für die Christen kämpften! - 218. Den Fürsten Heil und ihren Schaaren! Amen.
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Орехов Б. В. Параллельный корпус переводов «Слова о полку Игореве»: итоги и перспективы // Национальный корпус русского языка: 2006—2008. Новые результаты и перспективы. — СПб.: Нестор-История, 2009. — С. 462—473.